Donnerstag, 12. Juli 2012

Angst und Angststörungen

 Von Uwe Bernd Altrichter

Im Folgenden ein Artikel, der mit freundlicherweise von der Seite "www.ausgebrannteseele.wordpress.com" bzw. von Uwe Altrichter zur Verfügung gestellt wurde - Vielen Dank nochmal dafür!




Angst ist wie Freude, Liebe oder Hass eine Basis-Emotion und wesentlicher Bestandteil jeder menschlichen Existenz.
Obwohl Angst für den Menschen einen wichtigen Schutzmechanismus darstellt, äußert sie sich zumeist als bedrohliche oder besorgniserregende Situation. Angstauslöser werden in objekt-bezogene oder objekt-unbestimmte Ängste unterschieden.
Es gibt Menschen, die aufrgund ihrer indiviudellen Persönlichkeit und ihren Eigenschaften ängstlicher sind, sprich häufiger und intensiver Angst fühlen als andere Menschen. >stabiles bzw. instabiles Ur-Vertrauen<
Betrachten wir Angst im Sinne einer schärfenden Schutzfunktion, so verhalten wir uns in einer Gefahrensituation wie der Flucht angemessen. Andererseits verhalten wir uns bei Bedrohungen, die folgeschwere Auswirkungen wie den Tod nach sich ziehen kann, extrem sensibel.
Aus solchen extremen Reaktionen heraus ergeben sich oft Fehlalarme und Fehlentscheidungen.
Menschen können Angst sowohl bewusst als auch unbewusst empfinden, dementsprechend erzeugt sie auch ihre Wirkungsimpulse.
  • Enstehen jedoch durch Angst konstante Kontrollverluste, mündet dieses Grundgefühl in eine Angststörung.
  • Bezieht sich diese Angststörung zu dem auf ein bestimmtes Objekt, spricht man von einer Phobie.

Generalisierte Angstzustände (Angststörungen), die sich z. B. auf belastende Lebensumstände wie
  • Familie, Partnerschaft und soziale Beziehungen
  • Arbeit und Leistung
  • Gesundheit
  • Geldsorgen
  • Alltagsprobleme
beziehen, vielleicht sogar schon mit körperlichen Beschwerden einhergehen wie z. B.
  • Herzrasen
  • Schwindel, Benommenheit
  • Übelkeit
  • innere Unruhe
  • Schlafstörungen
  • Spannungskopfschmerzen

sollten unbedingt von einem Facharzt oder Psychologen abgeklärt werden.

Angstbewältigung unterliegt generell einem Prozess der Bewusstmachung, bei dem sowohl die seelische Komponente als auch die Ängste und die damit verbundenen angstauslösenden Situationen bearbeitet werden müssen.
Angststörungen und mangelhaft entwickeltes Ur-Vertrauen stehen in einem sehr engen Kontext und  immer in einer Verbindung von sehr spezifischen Reiz-Ereignissen, deren Erlebnisfolgen und Konsequenzen.

  • Was sagt Psychoanalytiker Sigmund Freud dazu?

Er unterscheidet drei Ursachen der Angst:
  • die Realangst
  • die Binnenangst
  • die moralische Angst

Die Realangst stellt sich in bedrohlichen Gefahrensituationen ein und entspricht der Furcht.
Die Furcht signalisiert Gefahren und löst angepasste Reaktionen als Antwort aus. Die natürlichen Reaktionen sind
  • Flucht
  • Ausweichen vor der Situation
  • Panik
  • Wut und Aggression

Zu den oben angeführten Reaktionsmustern zählt auch die Vitalangst, welche bei lebensbedrohlichen Krankheiten und Ereignissen auftritt.
Und an dieser Stelle definiert sich die Realangst nach S. Freud auf besondere Weise sehr treffend, wenn ich Burnout als Erschöpfungs-Syndrom mit einer affektiven Störung in Verbindung bringe:
Das Ausmaß der Realangst ist auch von Faktoren wie der
  • psychovegetativen Verfassung (Erschöpfung oder Auszehrung)
  • der Persönlichkeit und Reaktionsbereitschaft
  • der Widerstandskraft und frühkindlichen Angsterfahrungen
abhängig.
Angst erhöht die Anpassungsfähigkeit, indem sie das Erlernen neuer Reaktionen zur Bewältigung von Gefahr motiviert. Sie kann aber auch bei zu großer Intensität in Bezug auf die Gefahrenbewältigung zu unangepassten Reaktionen und selbstschädigendem Verhalten führen.


Die Binnenangst definiert sich als “neurotische Angst”. Das Ich scheint von übermäßigen Triebansprüchen überwältigt zu werden. Neurotische Angst als Form der Neurose ist eine psychische, lang andauernde Verhaltensstörung.
Sie äußert sich u. a. in
  • Zwangsstörungen
  • Phobien
  • Angststörungen
  • schizoide und paranoide Störungen
  • Hysterie

Wichtig bei der Diagnostik ist, organische  Störungen als Ursache des Fehlverhaltens auszuschließen. Neurotiker sind sich ihres Verhaltens bewusst und fähig, dessen Ursachen zu ergründen und dennoch außer Stande, ihr Verhalten zu kontrollieren.
Neurotische Angst ist kein akut auftretender Zustand. Sie durchwandert einen Entwicklungsprozess und ist Ausdruck für einen seelisch unbewussten Konflikt.
Bei den klassischen Psychoneurosen entspricht er einem ungelösten frühkindlichen Konflikt. Im Gegensatz dazu stehen Neurosen, die durch das unmittelbare Erleben ausgelöst werden.


Die moralische Angst äußert sich in Scham und Schuldgefühlen. Zur Verteidigung dieser Ängste stehen dem Ich verschiedene Abwehrmechanismen zur Verfügung.
Zwei dieser Abwehrmechanismen sind den meisten Menschen wohl bekannt – die Verdrängung und Verleugnung.
Diese sind die Voraussetzung für die Bewältigung unbewusster seelischer Konflikte und damit Grundlage zur Fähigkeit der Selbststeuerung. Sie werden der bewussten Problembewältigung bzw. Konfliktverarbeitung gegenübergestellt.

  • Liste weiterer Abwehrmechanismen

  • Unterdrückung
  • - (Herabsetzung des Selbstwertgefühls)
  • Regression
  • - (Trotzverhalten, Fresslust)
  • Verleugnung der Realität
  • Vermeidung von Triebregungen
  • Spaltung
  • - (Idealisierung versus Dämonisierung)
  • Agressionsverschiebung
  • Affekt-, Stimmungs- und Bewertungsprojektion
  • Intellektualisierung
  • - (Entfernung vom Konflikterleben, Abstraktionsbildung, theoretisches Analysieren)
  • Rationalisierung
  • - (Handlungen rein rational-logisch entscheiden, ignorieren von Emotionen)
  • Sublemierung
  • - (Nicht erfüllte Triebwünsche werden durch gesellschaftlich höher bewertete Ersatzhandlungen ersetzt und damit befriedigt)
  • Somatisierung
  • - (Konflikte in Form von körperlichen Beschwerden wahrnehmen)
  • Idealisierung
  • Autoaggression
  • - (aggressive Impulse gegen sich selbst richten)


Obwohl Angst ein Grundgefühl ist, das in unserem Gehirn angelegt ist, entsteht sie nicht aus unserer Gefühlswelt heraus sondern aus unserem Denken und der Tatsache diverser Denkfehler.

  • Wir schätzen Gefahren fehlerhaft ein, in dem wir diese emotional überbewerten und rational unterbewerten

  • Wir meiden Situationen oder ergreifen die Flucht aus solchen, obwohl sie nicht gefährlich sind

  • Wir fühlen uns hilflos, weil wir unentwegt nach Sicherheit streben, obwohl es keine Garantien dafür gibt

  • Wir arbeiten bis zum Umfallen oder völligem Erschöpftsein, weil wir für unser seelischen und emotioanles Eigenleben unsensibel geworden sind

  • Wir betäuben unsere negativ angestauten Gefühle, unsere Ängstlichkeit oder Ängste mit Psychopharmaka oder Suchtmitteln, obwohl es keine Gründe dafür gibt


  • Schlussbemerkung

Stellen wir uns zum Schluss die Frage, warum wir allzu häufig diesen Denkfehlern unterliegen, uns dadurch selbst-schädigend und selbst-verletzend verhalten?
Vielleich sind Sie schon auf der richtigen Fährte. Gesundes Denken ist angesagt, denn schon der griechische Philosoph Epiktet sagte:

“Es sind nicht die Dinge, die Sie beunruhigen, sondern Ihre Sicht der Dinge.”

Gesundes Denken entspricht den Tatsachen. Die Bedeutung und Aussagekraft, die Sie einer Sache beimessen, bestimmt nahezu adäquat, wie Sie sich fühlen.

“Ihre Gedanken bestimmen Ihre Gefühle und nicht anders herum.”


Es ist stets ihre ureigene Sichtweise über die Realität, gepaart mit diesen oder jenen überzogenen Gefühlen, die Sie in Schwierigkeiten bringen. Würden Sie aber die Dinge so sehen, wie sie tatsächlich sind, dann wäre auch die Problemanfälligkeit erheblich geringer.
Ängstlichkeit und Angst ist die Reflektion verstärkter Gefühlsregungen. Wir lassen sozusagen diesen Gefühlen den unangefochtenen Vorrang vor dem Denken.
Wir geben unseren Gefühlen immer wieder nach und es fällt uns somit wesentlich schwerer oder wir fühlen uns sogar nicht mehr in der Lage, diese negativen, krankmachenden Gefühle eindeutig abzugrenzen.
Würden wir hingegen den realen Ursachen direkt ins Auge schauen und diese ansprechen, dabei lähmende Gefühle ausblenden und unser Denken an den Tatsachen orientieren, kämen wir der Vermeidung von ängstlichem Verhalten oder Angst einen wesentlichen Schritt näher.
Versuchen Sie doch einfach einmal die Einstellungs-Brille zu wechseln, die das Gesamtbild der Realität bisher nur verzerrt wiedergegeben hat.
Überwinden Sie sich bei der Aufarbeitung von Problemen stets zu folgender Frage:

“Entsprechen meine Gedanken den Tatsachen?”

… und geben Sie sich darauf eine ehrliche Antwort.

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